Die Medinger Handschriften
Die Medinger Handschriften sind ein europäisch einmaliger Bestand. Er umfasst eine große Zahl erhaltener persönlich geprägter Gebetbücher, die von den Zisterzienserinnen zusammengestellt, eigenhändig geschrieben und ausgemalt wurden.
Anstoß für das überaus erfolgreiche Medinger Scriptorium war die Klosterreform von 1479, die den Akt des Schreibens als Andachtsübung bezeichnete – mit einem erstaunlichen Ergebnis:
Die Nonnen formulierten lateinische Gebete, sammelten niederdeutsche Lieder, übersetzten ihre Andachtstexte für Laien und statteten die kleinformatigen, umfangreichen Bändchen mit goldenen Initialen, bunten Miniaturen, ausgeschnittenen Drucken und eingenähten Schleiern zum Schutz des Goldes aus.
Über fünfzig dieser kostbaren Gebetbücher sind trotz des Feuers, das Ende des 18. Jahrhunderts so manches im Kloster zerstörte, erhalten geblieben – und zwar deshalb, weil sie sich schon zu diesem Zeitpunkt überwiegend nicht mehr im Hause befanden: Sie waren Gaben und Geschenke für Frauen außerhalb des Klosters oder wurden einfach verkauft. Heute finden sich die Originale der Medinger Handschriften überall auf der Welt – in Europa und Amerika.