Kloster und Damenstift
Die Wurzeln des Klosters Medingen reichen zurück bis ins Mittelalter. Zisterzienserinnen gründeten im 13. Jahrhundert ein Kloster, das nach der Reformation in ein evangelisches Damenstift umgewandelt wurde. Dieses galt als standesgemäße Versorgungseinrichtung für unverheiratete Mädchen und Frauen aus Adel und Bürgertum. In der Neuzeit wird das Stiftsleben ersetzt durch eine zeitgemäße Lebensform für alleinstehende Frauen nach Beendigung ihres Berufslebens. Das Evangelische Damenstift Kloster Medingen wird bis auf den heutigen Tag von Konventualinnen bewohnt, die Leitung des Hauses wird der Äbtissin übertragen. Für die Aufnahme in den Konvent müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden: Die Frauen müssen alleinstehend, verwitwet oder geschieden sein und sollten z.Z. nicht älter als Mitte 60 sein, einer evangelischen Kirche angehören und wirtschaftlich/finanziell unabhängig sein.
Zu allen Zeiten haben Frauen den Klöstern ihr eigenes Profil gegeben und legten damit Zeugnis ab von Veränderungen und Entwicklungen ihres Lebens und ihrer Lebensbedingungen, immer mit Orientierung am christlichen Glauben und der Welt zugewandt.
Tradition und Moderne
Leben in alten Mauern heißt, alte Mauern mit Leben zu erfüllen.
Traditionell waren die Klöster zu allen Zeiten Orte der Bildung und Kultur.
Seit 680 Jahren ist das Kloster Medingen ein Ort der Begegnung, voller Spuren des Glaubens und des Erinnerns und gleichzeitig auf dem Weg, zukunftsfähig zu werden – im Idealfall für weitere Jahrhunderte.
Die heute hier lebenden Frauen bewahren die Tradition des Hauses und fühlen sich dessen Erbe verpflichtet. Sie sehen es als ihre Aufgabe an, mit dem Überlieferten sorgsam und zeitgemäß umzugehen und es zu pflegen.
Als äußeres Zeichen der Verbundenheit mit ihrer Tradition tragen die Medinger Konventualinnen zu besonderen Anlässen ihre historische Klostertracht.
Eine wesentliche Aufgabe des Konventes besteht darin, Tradition und Moderne zu verbinden und damit das Kloster Medingen zukunftsfähig zu machen.
Gemeinschaft und Individualität
Der Konvent des Klosters Medingen ist residenzpflichtig, d.h. alle leben in Wohnungen innerhalb des Klosters.
Getragen wird das Leben im Damenstift durch das christliche Miteinander, die Bereitschaft, sich der Gemeinschaft anzuschließen und verbindliche Aufgaben zu übernehmen.
Die Hausgemeinschaft kann und will kein Familienersatz sein; das Leben ist individuell geprägt und schließt – wie überall im Leben – gelegentliche Konfliktsituationen nicht aus. Jede Frau hat neben der Gemeinschaft ein eigenes Leben mit Familie und Freunden.
Innerhalb und außerhalb
Die aktive Lebensgestaltung im Kloster gestaltet sich in kulturellen und sozialen Aufgaben innerhalb wie außerhalb des Hauses, teilweise in Zusammenarbeit mit diversen Institutionen vor Ort.
Kloster Medingen ist auch ein touristischer Anziehungspunkt in der Lüneburger Heide. Eine verpflichtende Aufgabe jeder Konventualin ist es, gastfreundlich und kundig Besucher durch das Kloster zu führen, um ihnen die Geschichte des Hauses nahe zu bringen. Zusätzlich übernimmt sie weitere Aufgaben für das Kloster.
Jeder Konventualin steht es darüber hinaus frei, sich zusätzlich gemäß ihren persönlichen Neigungen außerhalb des Klosters zu engagieren.
Verpflichtungen und freie Zeitgestaltung
Die Übernahme von verpflichtenden Aufgaben für das gemeinschaftliche Leben wird im Gegenzug anerkannt durch die zur Verfügungstellung einer persönlich gestaltbaren Wohnung im Kloster, mit individueller Haushaltsführung. Diese Wohnung ist an die Verleihung der Klosterstelle gebunden.
Verpflichtendes ergibt sich auf der Grundlage der eigenen Kapazitäten und umfasst insbesondere das Durchführen von Klosterführungen und die Übernahme von Ämtern.
Der Konvent nimmt regelmäßig an Gottesdiensten, Andachten und Chorstunden teil.
Die verbleibende freie Zeit kann individuell gestaltet werden, je nach eigenen Interessen.